Wir Physiotherapeuten sprechen ja oft von "überlasteter Muskulatur". Aber was ist denn das überhaupt und warum ist das eigentlich so schlecht?
Hierzu möchte ich euch erstmal wieder in die Theorie entführen - und zwar den Muskelaufbau und wie sie funktionieren. Einzelne Muskeln bestehen aus Muskelfaserbündel, diese wiederum aus Muskelfasern und diese werden noch einmal in die Myofibrillen unterteilt. Erst hier findet die eigentliche Muskelarbeit innerhalb der sogenannten Sarkomere statt. Sarkomere bestehen aus Z-Scheiben von denen Aktinfilamente ins Innere der Sarkomere ragen. Zwischen diesen Aktinfilamenten liegen die Myosinfilamente.
Soll sich der Muskel nun verkürzen binden die Myosinköpfchen an die Aktinfilamente und klappen unter ATP-Verbrauch (Adenosintriphosphat) um und ziehen die beiden Z-Scheiben näher aneinander. Der Muskel verkürzt sich. ATP wird dabei zu ADP (Adenosindiphosphat). Um nun die Myosinköpfchen wieder vom Aktinfilament zu lösen und den Prozess neu starten zu können, muss das ADP wieder durch ATP ersetzt werden. ATP ist der Energieträger unseres Körpers - ohne das Nachliefern dieses Energieträgers verkrampft also die Muskulatur und kann sich nicht mehr entspannen.

Verkürzt ein Muskel wird er physiologisch dicker. Dabei klemmt er kurzfristig kleine Kapillaren im Muskel ab, was bei anschließender Entspannung kein Problem darstellt. Dauerhaft erhöhte Muskelspannung, wie wir sie in überlasteter Muskulatur finden, führt zu weniger Durchblutung. Damit werden Stoffe zur ATP Produktion schlechter in die Muskelzellen transportiert und gleichzeitig Abfallprodukte schlechter entfernt. Die Energieträgerproduktion stockt und es kommt zusehends zur Verkrampfung der Muskulatur. Besteht dieser Prozess über einen sehr langen Zeitraum kann das Muskelgewebe sogar degenerieren - Myogelosen entstehen.
Nun wird klar, warum dauerhaft überlastete Muskulatur für uns Physiotherapeuten immer ein Problem darstellt:
- Dauerhaft überlastete Muskulatur verkürzt.
- Es entstehen Fehlhaltungen und Fehlbelastungen in anderen Gelenken.
- Die Durchblutung erfolgt schlechter in überlasteter Muskulatur, was wiederum zu weiterer Verkrampfung der Muskulatur führt.
- Verkrampfte Muskulatur schmerzt. Diese Schmerzen führen zu weiteren Schonhaltungen und Überlastungen - ein Teufelskreis entsteht.