Steckbrief Schultergürtel

Der Schultergürtel unserer Hunde und Katzen besteht aus dem Schulterblatt, der Muskulatur und einer Vielzahl anderer Partner. Denn die Vordergliedmaße ist rein muskulär am Rumpf befestigt und es gibt, ungleich bei uns Menschen, keine knöcherne Verbindung über das Schlüsselbein. Das Schlüsselbein ist bei den Hunden und Katzen nur noch als Rudiment im Musculus brachiocephalicus zu finden.

Der Rumpf ruht zwischen den Vordergliedmaßen in der Muskulatur ähnlich wie in einer Hängematte. Diese wird im wesentlichen durch den Musculus serratus ventralis gebildet. Alle anderen Muskeln um das Schulterblatt herum sind teils ebenfalls daran beteiligt aber vor allem Stabilisatoren. Ihre Aufgabe ist jedoch nicht weniger wichtig. Sie sorgen dafür, dass das Schulterblatt während der Bewegung in Position gehalten wird. Das Schulterblatt hat keine "feste" Position in der es "einrastet", keine Führung durch Knochen oder ähnliches. Durch sich verändernde Positionen des Schulterblattes, entstehen jedoch je nach Stand unterschiedliche Drehpunkte im Bezug auf die Muskulatur. Also würde ein Vorführer der Gliedmaße im schlimmsten Fall eine Rückführung veranlassen. Eine gerichtete und Koordinierte Bewegung ist also auch entscheidend von diesen Stabilisatoren abhängig.

Da der Rumpf über Muskeln an der Vordergliedmaße befestigt ist, können übergreifend alle Strukturen, an denen diese Muskeln befestigt sind, zum Schultergürtel gezählt werden. Vom Schädel angefangen, über die Hals- und Brustwirbelsäule bis hin zu den Rippen, Ober- und Unterarm sind also alle Strukturen am Schultergürtel involviert. Dementsprechend vielfältig können sich auch Probleme im Schultergürtel zeigen bzw. deren Auswirkungen sein.

Der Schultergürtel ist zwar kein Gelenk an sich, hat aber für eine physiologische Bewegung wichtige Funktionen. Die nötige Flexibilität erreicht der Hund und die Katze auch durch das fehlende Schlüsselbein. So ist zum einen die Bewegung des Schulterblattes mit 65-80% am Raumgriff der Vorderhand beteiligt. Hier muss die gesamte Muskulatur des Schultergürtels komplex zusammenspielen, um das Schulterblatt einerseits zu bewegen, aber gleichzeitig auch zu stabilisieren. Einschränkungen in der Muskulatur durch Überlastung oder Verletzung führen also zu einer verminderten Schrittweite der Vordergliedmaße und hat damit entsprechend großen Einfluss auf das physiologische Gangbild von Hund oder Katze.

Die zweite wichtige Aufgabe des Schultergürtels ist das Tragen bzw. "Auffangen" des Körpers in der Fortbewegung. Funktioniert der Körper physiologisch wird der Vorschub in der Hintergliedmaße entwickelt. Über Hüftgelenk, Iliosakralgelenk, Sakrum und die Wirbelsäule wird der Schub nach Vorne geleitet und in der Vordergliedmaß schließlich wieder aufgefangen bzw. abgepuffert. Je schneller die Geschwindigkeit, desto mehr Kraft landet im Schultergürtel. Bei Sprüngen, bergab oder Treppe nach unten laufen muss zusätzlich zum Schwung auch noch die Hangabtriebskraft bzw. zusätzlich wirkende Erdbeschleunigung bewältigt werden. Eine fehlende Pufferfunktion hat auf Dauer fatale Folgen für andere Strukturen im Bewegungsapparat - Wirbelsäule, Schultergelenk, Ellenbogen und vor allem auch die distalen Gelenke der Vordergliedmaße sind hier zu nennen.