Bevor wir in unsere funktionelle Reise starten, müssen wir einige Grundlagen verstehen. Wie sind die Knochen gelenkig miteinander verbunden, welche Strukturen und Gewebe finden wir hier und wie funktioniert koordinierte Bewegung ganz grundsätzlich.
Wir starten mit den echten Gelenken und sehen bereits hier, dass sich die Theorie lohnt. Denn anschließend versteht man, warum der Satz "Wer rastet, der rostet!" definitiv zutrifft.
In unserem Körper gibt es zwei Arten Gelenke: die echten (Diarthrosen) und die unechten Gelenke (Synarthrosen). Die Synarthrosen sind unbewegliche Verbindungen bzw. Verbindungen die nur eine minimale Bewegung zulassen. Beispiele sind die Symphyse, die Schädelnähte oder Bandscheiben. Die Synarthrosen werden wir später in der Reihe "Eine funktionelle Reise durch den Körper" noch kennenlernen.

Die Diarthrosen oder echten Gelenke verbinden zwei oder mehr Knochen beweglich miteinander. Die einzelnen Bestandteile sowie der komplexe Aufbau ermöglicht eine reibungsarme Bewegung mit gleichzeitiger Stabilität.
Die Gelenkflächen sind mit einer glatten Knorpelschicht (hyalinem Knorpel) überzogen. Dieser Gelenkknorpel übernimmt eine entscheidende Funktion im Gelenk. Er sorgt neben einer reibungsarmen Bewegung außerdem für Stoßdämpfung und schützt die darunterliegende Knochenschicht (subchondraler Knochen). Der Knorpel ist außerdem für eine schmerzfreie Bewegung zuständig, da er keine Nervenendigungen besitzt. Er besitzt aber weiter auch keine eigenen Blutgefäße und ist auf die Versorgung durch die Synovia angewiesen.
Die Synovia (Gelenkschmiere) wird von der inneren Schicht der Gelenkkapsel gebildet. Die klare, visköse Flüssigkeit schmiert zum einen das Gelenk und ermöglicht das reibungslose Gleiten der Gelenkflächen. Weiter ernährt sie wie bereits erwähnt den Knorpel. Dies erfolgt ähnlich bei einem Schwamm durch Be- und Entlastung des Gelenkes. Bei Belastung werden Schlackstoffe, Abfallprodukte etc. aus dem Knorpel gepresst und bei Entlastung saugt sich der Knorpel mit neuer Synovia wieder voll. Bewegung ist also ein entscheidender Faktor in der Knorpelernährung.
Die äußere Schicht der Gelenkkapsel ist zusammen mit den Muskeln, Bändern und Sehnen für die Stabilität des Gelenkes, die Bewegung selbst und die Führung der Bewegungsrichtung verantwortlich. Außerdem begrenzen sie Bewegungen, um Überdehnungen und somit Verletzungen zu vermeiden. Sie sind entscheidend, wenn wir über die Stabilität des Bewegungsapparates sprechen. Dazu kommen wir in einigen Tagen.
Die Funktionalität eines Gelenkes ist also maßgeblich vom Zusammenspiel aller beteiligten Strukturen abhängig. Ein Aus- oder Wegfall einer der Strukturen zieht immer eine krankhafte Veränderung des Gelenkes mit sich. Genauso wie der Wegfall von Bewegung und Belastung - "Wer rastet, der rostet!"