Propriozeption und neuronale Hemmung

Wir stecken in den Reisevorbereitungen zur funktionellen Reise durch den Hundekörper und beschäftigen uns diesmal mit dem Thema: Propriozeption und neuronale Hemmung. Beide sind entscheidend für eine sichere, koordinierte und zielgerichtete Bewegung mit entsprechender Rekrutierung der Muskulatur.

Propriozeption ist ganz allgemein die Fähigkeit des Körpers, die Position und Bewegung seiner Gliedmaßen und des gesamten Körpers im Raum zu erkennen, ohne auf äußere visuelle oder auditive Informationen angewiesen zu sein. Wir und unsere Tiere wissen also, wie wir im Raum stehen ohne es zu sehen. Diese Fähigkeit beruht auf den Propriozeptoren - Rezeptoren die in den Muskeln, Gelenken, Sehnen und der Haut eingelagert sind. Sie melden Veränderungen der Körperposition, Muskellänge und Gelenkstellung an das Gehirn und der Körper kann seine Bewegung anpassen, koordinieren und sich im Gleichgewicht halten. Und das alles, ohne dass wir bewusst darüber nachdenken.

Durch Verletzungen der Muskeln, Sehnen, Bänder und auch der Haut, wird diese Wahrnehmung immer zu einem gewissen Grad gestört. Somit ist das propriozeptive Training eines der ersten Schritte in der Rehabilitation. Übungen, die auf die Stärkung der Muskulatur und die Verbesserung der Gelenkpositionierung abzielen, sind wichtig, um die Körperwahrnehmung und die Bewegungsfähigkeit zu verbessern. Das sind direkt nach einer Operation oder Verletzung verschieden beschaffene Untergründe und gehen dann immer mehr in Koordinations- und Balanceübungen über. Auch Kraftübungen zählen am Ende der Rehabilitation dazu.

Propriozeptive Übungen können außerdem helfen, der neuronalen Hemmung entgegen zu wirken. Sie tritt immer nach einer Verletzung ein und meint die Hemmung der Muskulatur im Verletzungsgebiet. Dies dient dem Körper dazu, dem verletzen Gewebe die Möglichkeit der Heilung durch weniger Bewegung zu geben. Die neuronale Hemmung unterscheidet hierbei aber nicht zwischen bewegender bzw. stabilisierender Funktion der Muskulatur. Letztere wäre natürlich gerade nach einer Verletzung sehr wichtig, um weitere Strukturen zu schützen. Durch einfach propriozeptive Übungen kann ich aber sofort nach der Verletzung oder der Operation dem Körper helfen, die Muskulatur schnellstmöglich wieder entsprechend zu rekrutieren. Dabei sollte aber natürlich weiterhin die vom Arzt verordnete Schonzeit eingehalten werden, um das Gewebe vollständig ausheilen zu lassen.

Aber, wie bereits im vorherigen Abschnitt beschrieben, sind erste propriozeptive Übungen verschiedenste Untergründe. So können wir z.B. in der Wohnung verschiedene Matten und Teppiche auslegen oder eine Art "Barfußpfad" auf den Weg in den Garten legen, wo der Hund sich erleichtern darf. Durch diese einfache Maßnahme setzen wir so sehr früh erste Heilungsreize.